Unter Wachstumsdruck
Die Schweiz steht unter Wachstumsdruck, der Raum ist knapp. Wie kann eine höhere Bebauungsdichte erreicht werden, wenn gleichzeitig baukulturelle Qualitäten erhalten und neu geschaffen werden sollen? Dieser und weiteren Fragen geht die neuste Ausgabe der Zeitschrift Heimatschutz/Patrimoine nach.
Das Problem ist erkannt: Mehr Menschen, die gleichzeitig immer mehr Wohnfläche pro Kopf wollen. Bis 2040 sollen in der Schweiz gemäss Bundesamt für Statistik exakt 10’015’400 Einwohnerinnen und Einwohner leben. Der Raum ist knapp. Lösungen für eine nachhaltige und qualitätsvolle Siedlungsentwicklung sind weder einfach, noch sind sie kurzfristig zu realisieren.
Andres Herzog, Architekt und Redaktor der Zeitschrift Hochparterre, zeigt in seinem Artikel anhand von Beispielen aus der Stadt, Agglomeration und dem Dorf auf, wie eine höhere Dichte möglich ist und gleichzeitig baukulturelle Qualitäten erhalten und neu geschaffen werden können. Balz Halter, Verwaltungsratspräsident der Halter AG, betont die Bedeutung einer parzellenübergreifenden Stadtplanung. Der Wirtschaftswissenschafter und Glücksforscher Mathias Binswanger plädiert im Interview für Mässigung und damit weniger Wohnfläche pro Kopf. Er sagt aber auch klipp und klar: Ohne Wachstum laufen wir direkt in die Krise.
Während Jahrzehnten haben wir uns geübt im Bauen auf der grünen Wiese. Das ging insbesondere in Zeiten tiefer Zinsen einfach und schnell. Die Konsequenzen im Raum sind augenfällig und schmerzhaft. Von dieser Kultur des Bauens müssen wir wegkommen. Verdichten heisst nicht Tabula rasa. Bauen im Bestand, also dort bauen und erhalten, wo bereits viele Menschen leben und sich wohl fühlen, ist die neue Disziplin. Qualitätsvolle Innenentwicklung wird zum Massstab aller Bau- und Planungsämter. Dazu
gehört auch ein achtsamer Umgang mit schützenswerten Bauten und Freiräumen, denn ein solcher schafft im besten Falle mehr Lust auf Dichte.