Tragfähigkeit und Nutzbarkeit von Holzgebäuden

Juni 2024

Durch Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung sowie langjährige Erfahrungen im Holzbau konnten die Brandschutzbehörden viele Einschränkungen für Holzbauten beseitigen. Heutzutage behandeln die Brandschutzvorschriften den Baustoff Holz ohne besondere Regelungen. Wenn die hohen Qualitätsanforderungen der Brandschutzvorschriften eingehalten werden, können Holzbauteile in allen Nutzungen und für sämtliche Gebäudekategorien eingesetzt werden.

Holzgebäude haben bereits in der Vergangenheit ihre Tragfähigkeit bewiesen: Der um 1700 v. Chr. erbaute Palast von Knossos auf Kreta wurde mit Säulen aus Holz und horizontal in die Mauern eingebauten Zedernhölzern errichtet. Er überstand um 1400 v. Chr. ein schweres Erdbeben nahezu unbeschädigt. Säulen und Gebälk griechischer Tempel sowie das Fachwerk der Lehmziegelwände bestanden bis 600 v. Chr. aus Holz.

Einhaltung der SIA-Tragwerksnormen
Moderne Holzbauten gewährleisten durch die Einhaltung der SIA-Tragwerksnormen die Tragsicherheit und Gebrauchstauglichkeit. Fachplaner und Holzbauunternehmen stehen dafür ein. Durch Analysen in verschiedenen Bemessungssituationen werden auch ungewöhnliche Ereignisse wie Brand und Erdbeben untersucht. Die Vielfalt an Bauhölzern, Holzwerkstoffen und Verbindungsmitteln in Kombination mit zeitgemässen Planungs- und Produktionsmitteln ermöglicht es dem Konstrukteur, für jedes neue Bauprojekt ein optimiertes Tragwerk zu entwerfen.

Erforschung und Vorhersagbarkeit
Die Entflammbarkeit von Holz ist weit verbreitet, aber sein Verhalten im Brandfall ist gut erforscht und vorhersehbar. Die ähnlichen Festigkeitseigenschaften bei hohen Temperaturen sowie die geringe Wärmeleitfähigkeit aufgrund der isolierenden Kohleschicht und des austretenden Wasserdampfes machen dieses Baumaterial aus. Die effiziente Brandsicherheit von Holzkonstruktionen wird durch umfangreiche Brandtests bestätigt. Durch entsprechende Dimensionierung oder in Kombination mit anderen Materialien können Feuerwiderstände von bis zu 240 Minuten problemlos erreicht werden. Im Gegensatz zu Stahl- und Stahlbetonkonstruktionen bleiben Holzkonstruktionen auch bei extrem hohen Temperaturen stabil.

Brandschutznormen für Holzbauteile in der Schweiz
Brandschutztechnisch widerstandsfähige Holzbauteile, die mit nicht-brennbaren Platten geschützt sind, werden gemäss den Schweizer Brandschutzvorschriften als nichtbrennbar betrachtet. Dies zeigt die Anerkennung der Brandschutzbehörden für die Ergebnisse umfangreicher Studien, die belegen, dass die Brennbarkeit eines Baumaterials nicht das entscheidende Kriterium ist, sondern vielmehr die brandschutztechnisch korrekte Ausführung einer Konstruktion einen grösseren Einfluss auf das Brandverhalten hat. Die aktuellen Vorschriften erlauben den Einsatz von Holz in verschiedenen Bauanwendungen ohne Einschränkungen und sogar in Hochhäusern unter bestimmten Bedingungen. Holz findet somit breite Anwendungsmöglichkeiten in allen Gebäudekategorien und Nutzungen.

Sichere Holzoberflächen in Innenräumen
Die Anforderungen an Konstruktionen in sicherheitstechnisch sensiblen Bereichen wie vertikalen Fluchtwegen werden durch geeignete Holzbauteile mit nichtbrennbaren Brandschutzbekleidungen erfüllt. Sichtbare Holzoberflächen sind in Innenräumen, mit Ausnahme von Fluchtwegen, zulässig.

Einhaltung von Qualitätsansprüchen
Dank dem seit 2001 laufenden Forschungs- und Entwicklungsprojekt «Brandsicherheit und Holz» wurden umfassende technische und methodische Grundlagen sowie sichere Konstruktionen für Holzbauteile erarbeitet. Ein branchenspezifisches Qualitätssicherungssystem legt die brandschutzrelevanten Qualitätsstandards für Holz im Bau fest. In der Schweiz werden hochwertige Holzbauten unter strenger Einhaltung der Qualitätsansprüche errichtet. Die Lignum-Dokumentation Brandschutz dient als Leitlinie und zeigt die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Holz auf, um eine korrekte Umsetzung von Holzbauteilen in kleinen, grossen oder hohen Gebäuden zu gewährleisten. Sie entspricht dem aktuellen Stand der Technik im Brandschutz gemäss den schweizerischen Vorschriften.

Weitere Artikel