Schaffhausen – eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte
Wirtschaftskrise, negative Stimmung, fehlende Perspektiven: Der Kanton Schaffhausen steckte in den 1990er-Jahren in einer Negativspirale mit hoher Arbeitslosigkeit, Abwanderung und sinkenden Steuereinnahmen. Dank aktiver Standortpolitik nahm die Geschichte einen anderen Lauf und heute blickt Schaffhausen auf eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte.
In den neuen Hochhäusern auf dem ehemaligen Alusuisse-Areal in Neuhausen am Rheinfall ist Anfang 2024 Leben eingekehrt. Die Wohnungen sind bezogen, die Geschäfte geöffnet und in den 7000m2 Büro- und Laborflächen wird gearbeitet. Vor 100 Jahren stand auf dem heutigen Rhyfall-Village ein Aluminiumwerk. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand ein Forschungszentrum für Materialtechnologie. Jahrzehnte später wuchsen dann die Pläne für neuen Wohn- und Arbeitsraum – die heute realisiert sind. Auch die Schaffhauser Stahlgiesserei hat einen vergleichbaren Transformationsprozess durchgemacht: Statt Schwerindustrie gibt es Wohnungen, eine Schule, Gewerbeflächen und Büros. Es werden Strategien entwickelt, Patente verwaltet und Märkte auf der ganzen Welt bearbeitet. Heute schlagen Menschen und Unternehmen wieder Wurzeln im Kanton Schaffhausen. Ende der 1990er Jahren war die Realität eine andere.
Mit vereinten Kräften aus der Krise
Der Strukturwandel traf den Industriekanton Schaffhausen mit voller Wucht: Innert weniger Jahre veränderte sich die Unternehmenslandschaft drastisch, und die Steuereinnahmen brachen ein. Elf Prozent aller Arbeitsplätze gingen verloren – mehr als in allen anderen Kantonen. Wer konnte, zog weg. Um das Steuer herumzureissen, lancierten die Wirtschaftsverbände das Projekt WERS – Wirtschaftsentwicklung Region Schaffhausen. Stadt und Kanton unterstützten es. 150 Forderungen dienten 1997 als Grundlage für wegweisende Entscheidungen in der Schaffhauser Politik.
Aktive Standortförderung als Schlüssel
Eine zentrale Massnahme war die Schaffung einer kantonalen Wirtschaftsförderungsstelle. Der Auftrag war klar und gilt bis heute: Den Wirtschaftsstandort bekannt machen, neue Firmen ansiedeln und ansässige Unternehmen bei der Erhaltung von Arbeitsplätzen unterstützen. Neben der Impulssetzung zur stetigen Verbesserung der Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Entwicklung des Kantons ist die Wirtschaftsförderung die zentrale Anlauf- und Informationsstelle zwischen Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Das Ziel: wettbewerbsfähige Industrieunternehmen und KMU, global ausgerichtete Dienstleister, mehr Steuereinnahmen.
Die Firmen kamen. Mit Wunder-Baum wurde 1998 der erste Produktionsbetrieb und mit Tyco der erste US-Multinational mit einem Headquarter gegründet. Bis heute wurden über 600 weitere Ansiedlungen begleitet. Sie schufen rund 2800 neue Arbeitsplätze und dank viel zusätzlichen Steuereinnahmen Spielraum für Investitionen zugunsten des Standorts.
Das «Produkt Schaffhausen» verbessern
Vor allem in den Anfangszeiten haben sich einige Firmen gegen Schaffhausen entschieden, weil der Standort ihre Anforderungen nicht erfüllte. Es fehlten zentrale Büros, grosszügige Wohnflächen, eine internationale Schule und gute Verkehrsverbindungen zum Flughafen. Um dies zu ändern wurde das «Produkt Schaffhausen» schrittweise verbessert und die Attraktivierung des Standorts mit Hilfe der Wirtschaftsförderung vorangetrieben. Dazu zählen unter anderem der Aufbau der internationale Schule ISSH, des ITS Industrie- und Technozentrum zur Innovations- und Technologieförderung bei KMU, das go-tec! Labor für zukünftige MINT-Fachkräfte. Weiter wurde die Einführung des Halbstundentakts nach Zürich HB, der direkte Anschluss an den Flughafen sowie der Ausbau der A4 unterstützt. Im Kanton wurde die Regio-S-Bahn zwischen Trasadingen und Thayngen ausgebaut, als Ergänzung zu den Regionalbussen. Zentral für den Standort waren weiter die schrittweisen Senkungen der Steuern für natürliche Personen und Firmen. Viele Vorhaben sind gelungen und umgesetzt. Andere sind noch in Diskussion sind. Dazu gehört ein Hochschulangebot, das auf die Bedürfnisse der Industrie zugeschnitten ist oder ein Campus für Innovation und Technologie.
Von der Produktenwicklung zur Angebotsentwicklung
Diese Entwicklungen im Kanton führten auf der Immobilienseite zu einer steigenden Nachfrage nach Büros, Gewerbeflächen und Wohnraum. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden verschiedene zentrale Areale entwickelt. Dazu gehören die Überbauungen Landhaus und Urba(h)n beim Bahnhof in der Stadt Schaffhausen oder die Transformation der ehemaligen Stahlgiesserei in ein Wohn- und Arbeitsquartier Nahe des Zentrums. In Neuhausen am Rheinfall waren die Entwicklung entlang der Zentralstrasse, kombiniert mit der Wohnbautätigkeit um den Industrieplatz und die schrittweise Öffnung des SIG-Areals massgebend. Während sich dieses Areal noch immer im Transformationsprozess befindet, füllt sich das Rhyfall-Village seit Anfang 2024 mit Leben – dank Arbeitsplätzen und neuen Einwohnerinnen und Einwohnern.
25 Jahre gemeinsame Anstrengungen
Vor 25 Jahren wurden im Kanton Schaffhausen gemeinsam die Weichen gestellt: Wirtschaft und Politik spannten zusammen und begannen eine aktive Standortentwicklungspolitik mit gemeinsamen Zielsetzungen. Nach WERS kamen 2008 die Visionen für Schaffhausen und 2022 die Entwicklungsstrategie «next.». Es ist sichtbar, dass der Kanton als Standort dynamisch entwickelt. Heute sind nicht nur Fenster der neuen Wohnungen in umgenutzten Fabriken beleuchtet, sondern der ganze Wirtschaftsstandort und Lebensraum glänzt in einem anderen Licht. Im interkantonalen Vergleich hat Schaffhausen eine einzigartige Entwicklung durchgemacht: Kein anderer Kanton hat sich im Vergleich der Wettbewerbsindikatoren so stark verbessert (UBS 2023). Schaffhausen ist nicht nur für internationale Firmen ein beliebter Standort geworden, sondern auch für Menschen aus der Schweiz, das zeigt der interkantonale Wanderungssaldo. Das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis gezielter Massnahmen und gemeinsamer Anstrengungen. Die Erfolgsgeschichte fortzuschreiben, ist für die engagierten Kräfte im Kanton Auftrag und Motivation zugleich sein.