Raiffeisen warnt vor Wohnungsnot
Die Zinswende lässt die finanziellen Vorteile von Eigentums- gegenüber Mietwohnungen schrumpfen. Gleichzeitig übersteigt auch die Nachfrage nach Mietwohnungen die Wohnungsproduktion. Dies könnte zu einer Wohnungsnot führen, warnt Raiffeisen Schweiz in einer aktuellen Studie.
Mit den wieder gestiegenen Zinsen sei die „mittlerweile schon fast in Stein gemeisselte Faustregel“, nach der Eigentum finanziell günstiger ist als Miete, „ins Wanken geraten“, schreibt Raiffeisen Schweiz in einer Mitteilung zur aktuellen Ausgabe ihrer quartalsmässig publizierten Studie „Immobilien Schweiz“. Allerdings fänden sich immer noch Finanzierungslösungen, die Wohneigentum auch finanziell attraktiver als das Wohnen zur Miete machten, heisst es in der Mitteilung weiter. Zudem werde die Nachfrage nach den eigenen vier Wänden auch von „diversen nicht-finanziellen“ Aspekten getrieben.
Die somit weiterhin steigende Nachfrage nach Wohneigentum treffe jedoch „auf ein mittlerweile völlig ausgetrocknetes Angebot“, erläutert Martin Neff in der Mitteilung. „Es werden kaum noch neue Eigentumsobjekte gebaut und bestehende Besitzerinnen und Besitzer verkaufen nur in Ausnahmefällen ihre Häuser und Wohnungen“, so der Chefökonom von Raiffeisen Schweiz.
Auch am Markt für Mietwohnungen machen die Analysten von Raiffeisen Schweiz seit Kurzem eine Verknappung des Angebots aus. Hier sei aufgrund hoher Leerstände bereits in der Vergangenheit der Neubau von Wohnungen gedrosselt worden, schreibt Raiffeisen Schweiz. Zudem habe sich die Nachfrage durch demographische Alterung und einen „Trend zur Individualisierung“ verstärkt. 2021 habe die Zahl der neu gegründeten Haushalte dabei erstmals seit 2009 die Zahl der neu erstellten Wohnungen übertroffen.
„Auch künftig wird die Wohnungsproduktion bei weitem nicht mit der Nachfrage mithalten können“, prognostiziert Neff. „Aus dem bis vor Kurzem noch herrschenden Wohnungsüberangebot könnte also schon bald eine Wohnungsnot werden.“