Neue NEST-Unit Sprint: Abbruch, Aufbruch, Durchbruch
In der Forschungs- und Innovationsplattform NEST wurde im August 2021 die Unit Sprint eröffnet. Die Unit demonstriert, dass das Bauen mit wiederverwendeten Materialien den Marktanforderungen gerecht wird und zu kreativen Lösungen führen kann.
Die neue NEST-Unit Sprint bietet 200 Quadratmeter Bürofläche aus grösstenteils wiederverwendeten Materialien und Bauteilen. Flexibel rückbaubare Trennwände aus unterschiedlichen Materialien teilen die Büroeinheit in zwölf Einzelbüros auf. Die Unit wurde auf der untersten Plattform des NEST-Gebäudes, der Forschungs- und Innovationsplattform von Empa und Eawag, gebaut. Vom Spatenstich bis zur Eröffnung dauerte es nur zehn Monate.
Die gesamte Sprint-Unit folgt dem «Design for Disassembly»-Ansatz. Ihr Design berücksichtigt bereits den Rückbau, und ihre Bauweise erleichtert zukünftige Änderungen und Demontagen zur Rückgewinnung von Komponenten und Materialien. So können die Räumlichkeiten am Ende ihrer Lebensdauer effizient in einen weiteren Zyklus überführt werden.
Die Sprint-Unit will möglichst allgemeingültige Lösungen finden und damit die Wiederverwendung von Baumaterialien vereinfachen. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit verschiedener Akteure aus Forschung, Wirtschaft und öffentlicher Hand. Während des Baus und der späteren Nutzung von Sprint werden die Chancen und Herausforderungen des Re-Use-Prozesses fortlaufend dokumentiert und zusammengestellt – mit dem Ziel, die Bauweise markttauglicher zu machen. Die Sprint-Unit zeigt, dass das Bauen mit wiederverwendeten Materialien und Bauteilen eine valable Alternative zum Bauen mit Neumaterial ist, die den Marktanforderungen an flexibles und schnelles Bauen gerecht wird.
Beim Bauen mit wiederverwendeten Materialien geht man schrittweise vor – die Frage nach den verfügbaren Materialien zieht sich durch den ganzen Prozess. Dafür braucht es unter anderem ein Umdenken in der Planung und Ausführung, einen flexiblen Zeitplan sowie Flexibilität in der Gestaltung. Beispielsweise bestimmt das gefundene Material auch das finale Design mit. Sprint zeige, «dass wiederverwendetes Material keineswegs eine Hürde für die Gestaltung darstellt, sondern dass man mit Kreativität gestalterische Elemente erreicht, auf die man ursprünglich gar nicht gekommen wäre», sagt Oliver Seidel, Architekt und Mitglied der Geschäftsleitung beim baubüro in situ AG. Ein Beispiel sind die unterschiedlichen Trennwände. Einige sind aus Ausschuss-Ziegeln, andere aus alten Büchern und wieder andere aus altem Teppich gebaut.
Günstiger ist die Wiederverwendung von Materialien in der heutigen Marktlage nicht unbedingt. Seidel ist jedoch überzeugt: «Sobald sich ein wettbewerbsfähiger Markt mit wiederverwendeten Materialien und Bauteilen etabliert hat, werden auch beim Re-Use Kostenvorteile anfallen.» Zudem würden gewisse wiederverwendete Materialien wie Naturstein oder automatisch schliessende Brandschutztüren auf einmal erschwinglich, im Gegensatz zu denselben Bauteilen aus Neumaterial.