Neuer Re-Use-Pavillon am FHNW Campus Muttenz
Die Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW hat im Park des FHNW Campus in Muttenz einen Pavillon errichtet, der durch Studierende konzipiert wurde und das Ziel hatte, Bauteile wiederzuverwerten. Dieser ist als Aufenthaltsort für Hochschule und Anwohnende gleichermassen gedacht.
Ganz im Sinne des Jahresthemas «Constructive Futures – Beyond Concrete» haben sich die Studierenden des dritten Jahreskurses des Bachelor-Studiengangs Architektur unter der Leitung der Professorinnen Ursula Hürzeler und Shadi Rahbaran mit der Wiederverwendung von Bauteilen auseinandergesetzt. Ausganslage dafür war die geschosshohe Holzrampe, welche als urbane Intervention im Zuge der Ausstellung «Access for All – Architektonische Infrastrukturbauten São Paulo» 2021 an der Frontfassade des Schweizerischen Architekturmuseums S AM angebracht war. Diese Rampe wurde nach Ende der Ausstellung wieder abgebaut, und die Bauteile sollten nun einem neuen Verwendungszweck zugeführt werden.
Architekturwettbewerb für Studierende
Hierfür wurde im Herbstsemester 2021 ein Architekturwettbewerb unter den Studierenden veranstaltet. Die Aufgabe bestand darin, einen vor Wind und Sonne geschützten Aufenthaltsort im Park zu entwerfen, zur Nutzung und freien Bespielung für Hochschule und Quartier. Das aus dem Wettbewerb hervorgegangene Gewinnerprojekt «Silvestris» wurde zur Weiterentwicklung und Umsetzung ausgewählt. In der Folge haben die Studierenden die Entwurfsidee gemeinsam weiterentwickelt und im Frühlingssemester 2022 die Details innerhalb eines fachübergreifenden Wahlpflichtfachkurs weiter vertieft. Parallel dazu erfolgte der strukturelle Entwurf, die statische Dimensionierung, die Entwicklung der Knotenanschlüsse sowie die Ausführungsplanung durch das Institut Bauingenieurwesen unter der Leitung von Prof. Dr. Simon Zweidler, Leiter des Baulabors. Dabei kam vom Konstruieren bis zur Fertigung aller Stahlknoten zukunftsweisend die digitale Fabrikation zum Einsatz: Nach der vollständigen 3D-Modellierung sind die für die Abkantung benötigten Flächen per Software berechnet worden und die abgewickelte Fläche wurde per Laser aus dem Vollblech geschnitten; die nachgelagerte dreidimensionale Abkantung erfolgte ebenfalls vollautomatisch.
Statische Herausforderungen
Im Verlauf dieser detaillierten Planung galt es verschiedene konstruktive und statische Herausforderungen zu meistern. Auch zeigten sich die Grenzen der Wiederverwendbarkeit von Bauteilen; in diesem konkreten Fall hatte das Altholz nicht die notwendige Festigkeit, welche für die neue Arena und die geplante intensive Nutzung und Dauer erforderlich war. Dies führte zum Entscheid, die statisch relevanten Bauteile mit dafür vorgesehenem Konstruktionsholz mit entsprechender Festigkeit auszuführen und das Altholz teilweise für sekundäre Bauteile zu verwenden. Daraus resultierte ein wertvoller Lernprozess in Hinblick auf die Komplexität und Herausforderungen der Wiederverwendung von Bauteilen. Die ursprüngliche Struktur der Rampe widerspiegelt sich jedoch nach wie vor in den Abmessungen der Elemente und der Gestalt der neuen Arena.
Die so geschaffene Arena soll diverse Nutzungsmöglichkeiten bieten. Durch das Dach aus leichtem Gewebe entsteht ein schattiger Aufenthaltsort, welcher nicht nur der Lehre und dem Unterricht der Hochschule dienen kann, sondern auch Platz für Darbietungen gibt und auch die Anwohnenden im Quartier zur Nutzung und Mitgestaltung einlädt. Das Siegerprojekt sowie alle anderen durch die Studierenden entwickelten Projektvorschläge sind zudem in einer Ausstellung im Windfang des Campusgebäudes öffentlich ausgestellt.