Konkurswelle hält 2024 an

Januar 2025

Die dritte Konkurswelle in Folge erschüttert die Schweizer Wirtschaft. Während 2024 erneut über 8000 Firmen Insolvenz anmelden dürften, zeigen sich besonders junge Unternehmen und Traditionsfirmen betroffen. Geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Unsicherheiten und steigende Rohstoffpreise belasten die Märkte. Wer als Gläubiger die Bonität prüft, kann das Risiko jedoch kalkulierbar machen.

Im Jahr 2024 mussten täglich 23 Unternehmen Konkurs anmelden. Das sind rund 5500 bis August. Prognosen gehen von mehr als 8000 Insolvenzen bis Jahresende aus, was einer Steigerung von über 12 Prozent gegenüber den Vorjahren entspricht. Besonders auffällig, die Konkurszahlen liegen fast ein Drittel über dem Niveau der Vorcoronajahre 2018 und 2019. Doch nicht nur die offiziellen Insolvenzen bereiten Sorgen, sondern auch Fälle, in denen Forderungen ohne Einleitung eines Konkursverfahrens abgeschrieben werden.

Missbräuchliche Konkurse und Herausforderungen
Die Statistik zeigt auch missbräuchliche Konkurse auf, bei denen Organträger wie Verwaltungsräte ihre Verantwortung umgehen oder Insolvenz bewusst herbeiführen, um unrechtmässig erwirtschaftete Gewinne zu sichern. Zudem bleibt die Aussicht auf eine Konkursdividende für Gläubiger ernüchternd. In 58 Prozent der Fälle fehlen ausreichend Aktiven, während 40 Prozent der Verfahren summarisch abgeschlossen werden.

Betroffene Branchen und prominente Fälle
Vor allem die Maschinen- und Metallbranche ist stark betroffen. Traditionsunternehmen wie die Kreuzlinger Metallbaufirma Neuweiler oder die Marton AG aus Flawil mussten 2024 Insolvenz anmelden. Gründe sind unter anderem hohe Energiepreise, Materialmangel und eine schwächelnde Nachfrage in internationalen Märkten. Die Pleiten hinterlassen nicht nur finanzielle Schäden, sondern auch soziale, da viele Mitarbeitende ihre Stellen verlieren.

Bonitätsprüfungen als Schutzmassnahme
Angesichts der anhaltenden Unsicherheiten empfiehlt es sich, bei jedem Geschäftsabschluss die Bonität von Geschäftspartnern zu prüfen, auch bei bestehenden Kunden. Tools bieten schnelle Einblicke, um Risiken zu minimieren und im Zweifelsfall auf Vorauskasse zu setzen. Zwar lassen sich Verluste nie vollständig vermeiden, doch eine solide Bonitätsprüfung kann sie kalkulierbar machen.

Gründungsboom und Jungunternehmen in Gefahr
Parallel zur Konkurswelle zeigt sich ein Gründungsboom. 2024 wurden rund 53 000 Firmen neu ins Handelsregister eingetragen. Allerdings sind junge Unternehmen in den ersten fünf Jahren besonders anfällig für Insolvenzen. Vor allem Covid-19-Nachwirkungen, wie offene Überbrückungskredite, erhöhen das Risiko für viele dieser Firmen.

Schwierige Rahmenbedingungen
Erschwerend kommen Rezessionsängste bei Handelspartnern wie Deutschland und Österreich, der starke Franken und geopolitische Konflikte hinzu. In der Schweiz belasten Überregulierung und ausstehende Staatsschulden viele Unternehmen. Die Einführung der Pflicht zur Konkursbetreibung staatlicher Forderungen ab Januar 2025 könnte jedoch zu einer Marktbereinigung führen, indem sogenannte Zombieunternehmen aussortiert werden.

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