Gummi von alten Autoreifen soll Asphalt nachhaltiger machen
Dübendorf ZH - Die Empa hat untersucht, ob es ökologisch sinnvoll ist, das Granulat alter Autoreifen in Asphalt weiterzuverwenden. Dadurch könnten die Polymere in Bitumen ersetzt werden. Erste Tests und Untersuchungen sagen: jein.
Die neue Abteilung Beton und Asphalt der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) hat für die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung, Innosuisse, untersucht, ob sich Gummi aus Altreifen in Strassenbelägen sinnvoll weiterverwenden lässt. Konkret gingen die Forschenden der Frage nach, ob Gummipartikel die Polymere in polymer-modifiziertem Bitumen für hochbelasteten Asphalt ersetzen können. Solche Beläge sind etwa in den USA und in Bayern bereits Norm.
Herstellung und Verarbeitung stellten sich als problemfrei heraus. Auch Kälte-, Wärme- und Belastungstests zeigten mehrheitlich Ergebnisse, die knapp über oder knapp unter jenen von herkömmlichem Asphalt lagen. Insgesamt gäben Laborexperimente zwar einen detaillierten Eindruck, wird Asphaltspezialistin Lily Poulikakos von der Empa in einer Medienmitteilung zitiert. Doch wie sich die jahrelange Belastung in der Realität auswirkt, „ist dann doch eine andere Sache“. Mit der Zeit sollen drei im Sommer 2020 gebaute Testasphalt-Strecken in Graubünden, Waadt und auf einer Zürcher Kreuzung entsprechende Einsichten liefern.
Die Umweltauswirkungen zweier Flüsterbeläge mit Gummiasphalt untersucht Empa-Forscher Zhengyin Piao im Rahmen seiner Dissertation gemeinsam mit dem Institut für Umweltingenieurswissenschaften der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Seinen Berechnungen zufolge schneiden beide Belagarten beim Energieverbrauch ähnlich ab. Doch führen die Gummibeläge zu deutlich geringeren CO2-Emissionen.
Aber auch dieser Vorteil wird von einem anderen Umstand kompensiert: In der Schweiz sparen Zementwerke durch die Verbrennung von Altreifen statt Kohle so viel CO2 ein, dass Asphalt mit Gummi unter dem Strich sogar „ein klein wenig schwächer“ abschneidet als Asphalt mit Polymeren. Nähern sie sich aber in den kommenden Jahren wie geplant der CO2-Neutralität, würde das die Karten neu mischen. Und wenn sich die Teststrecken auf lange Sicht positiv entwickeln, könnte laut Samuel Probst vom Asphalthersteller Weibel AG „dafür einmal ein Markt entstehen“. mm