Frauen im Holzbau
Die Arbeitswelt verändert sich, nicht zuletzt durch den Generationenwechsel. Klassische Berufs- und Rollenbilder im Holzbau werden aufgebrochen. Der Branchenevent von Holz-Bau Plus untersuchte, wie Betriebe dem Interesse weiblicher Fachkräfte an einer Karriere im Holzbau gerecht werden können.
Ansätze und Herausforderungen
Professorin Katrin Künzi Hummel von der Berner Fachhochschule (BFH) beschäftigt sich seit langem mit Frauen im Holzbau. Basierend auf ihrer praktischen Erfahrung und wissenschaftlichen Studien präsentierte sie verschiedene Ansätze in ihrem Vortrag, wie Holzbaubetriebe Veränderungen vorantreiben können. Sie betonte, dass Holzbauberufe nicht nur auf die technische Herstellung beschränkt sein sollten, da sie auch einen gestalterischen Aspekt haben. Dies müsse stärker betont werden, um Frauen anzusprechen. Die Branche und die Betriebe sollten ihre Kommunikation überdenken, da Inhalte, Sprache und Bilder oft männliche Stereotypen widerspiegeln. Um Frauen für einen Holzbauberuf zu gewinnen, seien Vorbilder wie die «Zimmerin on Tour» wichtig, um aufzuzeigen, was möglich ist. Wenn Frauen in Holzbaubetrieben arbeiten, können ihre Beispiele als Karrieremodelle dienen. Neben dem Wunsch nach einem zukunftssicheren Beruf spiele für viele Frauen auch die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie eine wichtige Rolle. Betriebe sollten daher Optionen wie flexiblere Arbeitszeiten, Teilzeitarbeit oder Schichtbetrieb in Betracht ziehen, nicht nur um weibliche Fachkräfte anzulocken.
Herausforderungen für Zimmerinnen
Es wurde bei der Podiumsdiskussion des Branchen-Events deutlich, dass Zimmerinnen nach wie vor Schwierigkeiten haben, in die Branche einzusteigen. Camille Seidler, heute Holzbauingenieurin bei der Pirmin Jung AG, kritisierte das Fehlen von Unterstützung während ihrer Lehre als Zimmerin. Lara Zwiefelhofer, bekannt als «Zimmerin on Tour» für Holzbau Schweiz, hatte bessere Erfahrungen mit ihren Arbeitgebern gemacht, betonte jedoch, dass Frauen mehr leisten mussten, um akzeptiert zu werden. Astrid Späti zeigte mit ihrem Beispiel, dass Eigeninitiative gefragt ist. Sie stieg in den operativen Betrieb der Späti Holzbau AG ein und schuf sich ihre Verantwortungsbereiche selbst. Späti wies darauf hin, dass Frauen zwar Zugang zur Branche haben, aber hauptsächlich im administrativen Bereich tätig sind. Sie betonte die Bedeutung des Netzwerks zwischen Zimmerinnen und Führungsfrauen für den Wissensaustausch. Jürg Hugener, Fachgruppenleiter Holzbau an der Gewerblichen Berufsschule Wetzikon, freute sich über den Anstieg weiblicher Lernender in seinem Bereich, betonte jedoch die Notwendigkeit von Unterstützung seitens des Lehrpersonals und der Betriebe, um die Ausbildung für Frauen positiv zu gestalten.
Der Holzbau, ein traditionsreiches Handwerk, befindet sich langsam, aber sicher im Wandel. Lange Zeit von Männern dominiert, öffnen sich die verschiedenen Berufe im Holzbau zunehmend für die vielfältigen Talente und Fähigkeiten von Frauen. Statistiken zeigen jedoch, dass der Weg zu einem ausgewogeneren Verhältnis zwischen Männern und Frauen in handwerklichen Berufen wie dem Zimmermann noch weit ist. In den letzten drei Jahren schlossen nur 1 bis 2 Prozent Frauen eine Lehre als Zimmerin ab.
Ermutigung für Frauen im Zimmererberuf
Am Ende der Diskussion wurden Ratschläge für angehende Zimmerfrauen und Anregungen für die Betriebe diskutiert. Lara Zwiefelhofer und Camille Seidler ermutigten dazu, einfach anzufangen. Frauen sollten das Vertrauen haben, dass sie über die gleichen handwerklichen Fähigkeiten wie Männer verfügen. Es erfordert jedoch auch Durchhaltevermögen und den Mut, die eigenen Bedürfnisse offen zu kommunizieren. Von den Betrieben wurde eine wertschätzende Teamkultur und Förderung der Kommunikation sowie Investitionen in moderne technische Hilfsmittel gefordert. Astrid Späti betonte zum Schluss der Diskussion die Bedeutung eines besseren Netzwerks für Frauen im Holzbau. Jürg Hugener unterstützte dies und forderte die Betriebe auf, Berufseinsteigerinnen aktiv zu unterstützen.