Europa braucht mehr Kapital für Start-ups

Februar 2025

Das Europäische Patentamt (EPA) hat eine umfassende Studie zum Innovationsökosystem veröffentlicht, die zeigt, dass Finanzierungslücken europäische Start-ups beim Wachstum behindern. Eine neue Kennzahl, der Technology Investor Score, hilft technologieorientierten Unternehmen, geeignete Investoren zu identifizieren. Zusätzlich erweitert ein Update des Deep Tech Finder die gezielte Suche nach Kapitalgebern und stärkt damit die europäische Wettbewerbsfähigkeit.

Die wirtschaftliche Stärke Europas hängt massgeblich von technologischen Innovationen ab. Doch der Zugang zu Kapital bleibt für viele Start-ups in der Wachstumsphase eine Herausforderung. Die neue Studie «Mapping investors for European innovators», veröffentlicht von der Beobachtungsstelle für Patente und Technologie des EPA zeigt, dass private und öffentliche Investoren eine entscheidende Rolle bei der Förderung neuer Technologien spielen. Im Vergleich zu den USA fehlt es in Europa jedoch an Kapital für spätere Finanzierungsphasen, was das Wachstum innovativer Unternehmen behindert.

Technology Investor Score als Orientierungshilfe
Um technologieorientierten Unternehmen die Suche nach Kapitalgebern zu erleichtern, führt das EPA den Technology Investor Score ein. Diese neue Kennzahl gibt an, welchen Anteil Unternehmen mit Patentanmeldungen am Portfolio eines Investors ausmachen. Der TIS hilft Start-ups, geeignete Partner zu identifizieren und fördert gezielt Investitionen in technologische Innovationen.

Die Studie analysierte über 6100 Investoren in Europa sowie 8000 Kapitalgeber in den USA und zeigt, dass 88 % der europäischen Investoren Unternehmen mit Patenten in ihrem Portfolio haben. Doch nur 8 % dieser Investoren konzentrieren sich mehrheitlich auf Start-ups mit Patenten. Ein klares Zeichen für zurückhaltende Kapitalflüsse in innovative Wachstumsunternehmen.

Europa muss in die Skalierung investieren
Ein zentrales Problem des europäischen Innovationsökosystems ist die unzureichende Finanzierung in späten Entwicklungsphasen. Während öffentliche Investoren wie der Europäische Innovationsrat, die Europäische Investitionsbank oder nationale Innovationsagenturen die Frühphasenfinanzierung stark unterstützen, fehlen in Europa private Kapitalgeber für skalierungsfähige Start-ups.

Die Analyse zeigt, dass 62 % der 100 grössten europäischen privaten Investoren sich auf Early-Stage-Finanzierungen konzentrieren, während nur 22 % in spätere Phasen investieren. Zum Vergleich: In den USA sind 98 der 100 wichtigsten Investoren private Kapitalgeber, von denen mehr als die Hälfte gezielt in die Skalierung von Start-ups investiert. Diese Finanzierungslücke in Europa führt dazu, dass vielversprechende Technologieunternehmen ins Ausland abwandern, um dort bessere Wachstumsbedingungen zu finden.

Gezielte Lösungen für mehr Kapitalzugang
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, hat das EPA seinen Deep Tech Finder um eine neue Filterfunktion erweitert. Das kostenlose Onlinetool ermöglicht Start-ups eine gezielte Suche nach Investoren basierend auf Kriterien wie Finanzierungsphase, Standort und Technologiefokus. Damit können technologiegetriebene Unternehmen effizient Kapitalgeber finden, die sich auf ihre spezifischen Bedürfnisse spezialisiert haben.

Zusätzlich bietet die Beobachtungsstelle für Patente und Technologie eine neue Informationsplattform, die detaillierte Einblicke in Finanzierungsstrategien, Investorenprofile und die Nutzung von Patenten zur Kapitalbeschaffung gibt. Ziel ist es, Start-ups und KMU zu unterstützen, damit sie ihr volles Innovationspotenzial ausschöpfen können.

Europas Innovationskraft stärken
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Notwendigkeit, die Finanzierungsstrukturen in Europa zu optimieren. Öffentliche Gelder allein reichen nicht aus, um den Übergang von der Idee zur Marktreife zu gewährleisten. Mehr privates Kapital für spätere Wachstumsphasen ist erforderlich, um innovative Unternehmen in Europa zu halten und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

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