Ein globales Zentrum für Künstliche Intelligenz

April 2025

Während grosse Techkonzerne die Entwicklung der künstlichen Intelligenz dominieren, strebt die Schweiz eine Alternative an. Die ETH Zürich und die EPF Lausanne haben gemeinsam mit weiteren Schweizer Hochschulen die Schweizerische KI-Initiative ins Leben gerufen. Ziel ist es, vertrauenswürdige und transparente KI-Modelle zu entwickeln, die sich durch Datenschutz, Urheberrechtsschutz und hohe Sicherheitsstandards auszeichnen.

Ein wesentlicher Baustein dieser Initiative ist der neue Alpen-Supercomputer, der im Februar 2024 im Swiss National Supercomputing Centre in Lugano in Betrieb genommen wurde. Mit über 10’000 Grafikprozessoren zählt er zu den leistungsstärksten Computern weltweit und bietet Schweizer Wissenschaftlern eine Infrastruktur, die bislang nur den grössten Technologieunternehmen zur Verfügung stand.

KI-Entwicklung mit Fokus auf spezialisierte Branchen
Statt allgemeine KI-Modelle zu entwickeln, konzentriert sich die Schweiz auf branchenspezifische Lösungen, insbesondere in den Bereichen Robotik, Medizin, Klimawissenschaften und Diagnostik. Bereits jetzt wurde an der EPF Lausanne ein medizinisches KI-Modell veröffentlicht, das speziell auf den Gesundheitssektor zugeschnitten ist.

Offene und transparente KI-Modelle
Die Organisation setzt bewusst auf Transparenz und Open Source. Im Gegensatz zu den proprietären Modellen grosser Konzerne sollen die neuen grossen Sprachmodelle der Schweiz für alle nachvollziehbar sein. Das betrifft sowohl die verwendeten Daten als auch die Trainingsmethoden und Ergebnisse.

Forschung für digitale Souveränität
Der ETH-Vizepräsident für Forschung, Christian Wolfrum, betont die Bedeutung für die digitale Unabhängigkeit der Schweiz: «Die Wissenschaft muss eine Vorreiterrolle übernehmen, um KI nicht allein den multinationalen Konzernen zu überlassen. Nur so können wir unabhängige Forschung und digitale Souveränität garantieren.»

Grosses Rechenvolumen für ambitionierte Ziele
Innerhalb der nächsten 12 Monate ist geplant zehn Millionen GPU-Stunden auf dem Alpen-Supercomputer zu nutzen. Dies entspricht einer enormen Rechenleistung, denn mit einem GPU müsste das gleiche Volumen über 1’100 Jahre durchgehend arbeiten. Damit setzt die Schweiz neue Massstäbe in der KI-Forschung.

KI für Industrie und Verwaltung
Die Initiative soll nicht nur der Wissenschaft, sondern auch Schweizer Unternehmen, Start-ups und öffentlichen Verwaltungen zugutekommen. Swisscom-CTO Gerd Niehage sieht die Initiative als wichtigen Baustein für die digitale Zukunft der Schweiz: «Sie beschleunigt die digitale Transformation und schafft neue Fähigkeiten, die unser Land braucht, um eine führende Rolle im Bereich generativer KI einzunehmen.»

Internationale Zusammenarbeit und Netzwerkbildung
Um ihre Forschung weiter voranzutreiben, arbeiten die ETH Zürich und die EPFL eng mit dem Swiss Data Science Center sowie rund einem Dutzend weiterer Schweizer Universitäten und Forschungsinstitute zusammen. Zudem ist die Initiative Teil des europäischen Netzwerks KI-Exzellenz, das etwa 40 führende KI-Forschungsstandorte in Europa umfasst.

Die Initiative setzt damit ein klares Zeichen. Die Schweiz positioniert sich als weltweit führende Drehscheibe für die Entwicklung transparenter und verantwortungsbewusster
KI-Technologien.

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