Vier Trends für die Immobilienwirtschaft 2022
Im Jahr 2021 hat sich gezeigt, dass Bauprojekte grundlegend anders geplant und realisiert werden müssen. Die Branche steht aktuell vor so vielen Herausforderungen und ein „Weiter so“ scheint ausgeschlossen. Einbrüche der globalen Wirtschaft als Folge der Corona-Krise hat die Preise für Baumaterialen in die Höhe getrieben und zunehmend entstehen auch Lieferengpässe. Zudem kämpfen Unternehmen auch weiterhin mit dem Fachkräftemangel und suchen händeringend nach Personal, um ihre vollen Auftragsbücher abzuarbeiten. Und dann ist da noch der Klimawandel, der von der gesamten Branche ein schnelles Umdenken verlangt und mehr Nachhaltigkeit über die gesamte Supply Chain hinweg notwendig macht. „Der gezielte Einsatz neuer Technologien und Bauprozesse ist der Schlüssel, um Bauprojekte effizienter sowie nachhaltiger umzusetzen und gleichzeitig Baumaterial zu einzusparen. Bauunternehmen sind jedoch auch gut darin beraten, weiter in die Zukunft zu schauen und langfristig zu planen. Viele der aktuellen Herausforderungen werden die Branche noch lange begleiten“, weiß Olaf Bade, Manager Deutschland bei Daiwa House Modular Europe, und prognostiziert entsprechend die folgenden Trends für das kommende Jahr.
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Weltweite Ressourcenknappheit
Aktuell schnellen die Preise für viele Baumaterialien in die Höhe. Das wird sich auch in diesem Jahr nicht ändern – Dämmstoffe, Stahl, alles wird teurer und knapper. Entsprechend steigen auch die Baupreise und drohen, viele Projekt unrentabel werden zu lassen. Zusätzlich fragen gerade die Schwellenländer derzeit viel Material nach und kaufen den Markt leer. Die Situation wird sich also weiter verschärfen. Langfristig kann nur eine verbesserte Projektplanung mit mehr Fokus auf Wiederverwertbarkeit helfen, denn Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschutz beginnen bereits in der Planungsphase. Wenn ganze Gebäude, Gebäudeteile und Baumaterialien recycelbar sind oder eine Anschlussverwendung finden, senkt das nicht nur den Materialbedarf, sondern trägt gleichzeitig auch zu mehr Nachhaltigkeit bei. Es gilt, Cradle to Cradle in Zukunft groß zu denken.
Nachhaltigkeit nicht nur durch Energieeinsparung in der Nutzungsphase
Gerade die deutsche Baubranche hat dringenden Nachholbedarf in Sachen Nachhaltigkeit. In den Niederlanden gibt es bereits eine CO2-Deckelung pro Quadratmeter Neubau. Mit der neuen Regierung unter grüner Beteiligung ist es durchaus vorstellbar, dass eine solche Deckelung auch in Deutschland zur neuen Richtlinie wird. Zudem werden die Entsorgungskosten ein großes Thema bleiben und anteilig in die Höhe schnellen. Aufgrund der noch unausgereiften Rahmenbedingungen für Recyclingverfahren und der geringen Deponiekapazitäten werden Abfälle zu weiteren Baukostentreibern. Hier zeigt sich, wie wichtig es in Zukunft sein wird, Baumaterialien und Gebäudeteile lange zu nutzen und später wiederzuverwenden – wie es bereits im Modulbau durch das Refurbishen nachgenutzter Module möglich ist. Die Kreislaufwirtschaft sollte daher schon früh in der Planung im Fokus des Projekts stehen.
Digitalisierung und KI auch beim Bauen
Um die Nachhaltigkeit über die gesamte Branche hinweg zu steigern und der Ressourcenknappheit entgegenzuwirken, braucht es sowohl eine Optimierung der Planung als auch der Fertigung. Beides muss insgesamt intelligenter werden und sich vernetzen. Hierfür eignet sich der Einsatz „Künstlicher Intelligenz“ optimal. Sie unterstützt Bauprojekte beispielsweise durch generatives Design, vorausschauende Problemerkennung sowie bei der Vermeidung von Verzögerungen und Kostenüberschreitungen. Sie muss aber eben auch in der Produktion ihren Einsatz finden. Ein Beispiel: Die Digitalisierung des Zuschnittes führt zu weniger Verschnitt und Abfall. Dank guter Vorausplanung und des Einsatzes einer KI lässt sich das Restmaterial aus einem Zuschnitt für den weiteren Einsatz bei anderen zukünftigen Projekten verwenden. Das spart nicht nur Material, sondern auch zusätzliche Arbeitsschritte und erhöht so die Effizienz im gesamten Produktionsprozess. Denn auch Restmaterialien sind Ressourcen.
Industrialisierte Fertigung wie in der Automobilindustrie
Das Voranschreiten der Digitalisierung innerhalb der Baubranche ermöglicht zudem den Einsatz von halb- oder vollautomatisierten Prozessen. Sie reduzieren Fehlerquellen und machen die Fertigung effizienter. Denn bezahlbarer Wohnraum lässt sich mit robotergestützten Bauverfahren, in Verbindung mit einem erforderlichen digitalen Management der Baudaten – von der Planung bis zur Baustelle – optimal verwirklichen. Mit Blick auf den akuten Fachkräftemangel, der auch in den nächsten Jahren nicht zu lösen sein wird, ist diese Entwicklung die logische Konsequenz. Auch Daiwa House Modular Europe wird in der bereits geplanten deutschen Gigafactory auf automatisierte Prozesse setzen.
Diese vier Trends sollten die Baubranche zum Umdenken animieren. Dazu kommen eine Reihe weitere Veränderungen wie ein Generationenwechsel in den Reihen der Führungskräfte sowie der politische und gesellschaftliche Wandel. Bauherren sind mittlerweile offen für standardisierte Gebäudelösungen. Modular geplante und gebaute Gebäude bieten eine kurze Bauzeit sowie hohe Qualität durch eine Vorfertigung von ungefähr 90 Prozent im Werk. Gerade in den Segmenten Wohnen, Pflege, Hotels und Bildung sind trotz unterschiedlicher Standorte ähnliche Bedürfnisse gegeben – daher muss nicht jedes Gebäude ein Prototyp sein.