Von der Industriebrache zum Wohnquartier

Dezember 2019

Der Wandel von der ehemaligen Textilfabrik in Mels vollzieht sich in vier Etappen. Wo früher Spinnereimaschinen und Webstühle standen, werden Lofts, Eigentums- und Mietwohnungen realisiert. Bis 2025 soll das ambitionierte Vorhaben seinen Abschluss finden.

Die Bauarbeiten auf der Melser Grossbaustelle in «Uptown Mels» auf dem Stoffel Areal laufen auf Hochtouren. Das Areal befindet sich oberhalb von Mels, einem Wahlkreis im Sarganserland, Kanton St. Gallen. Das 34 000 Quadratmeter grosse Areal umfasst Fabrikbauten, ein Kraftwerk sowie eine Villa. «Mit seiner schutzwürdigen Spinnerei und Weberei bildet das Areal ein Ensemble der Textilindustrie und zählt zu den bedeutendsten wirtschaftlichen Zeitzeugen», sagt Dieter von Ziegler, Verwaltungsratspräsident Alte Textil Stoffel AG und Co-Investor.

Viel von der historischen Bausubstanz erhalten
Die markanten Fabrikgebäude stammen aus dem 19. Jahrhundert. Einerseits werden sie umgenutzt, andererseits durch Neubauten ergänzt. Ziel ist, möglichst viel von der historischen Bausubstanz und den stilprägenden Elementen zu erhalten. Dazu gehören die Aussenfassade, die Stahlgusssäulen im Innern und die raumhohen Fabrikfenster. In vier Etappen vollzieht sich der Wandel zum Wohnquartier mit insgesamt 220 Eigentums- und Mietwohnungen. Die Bauarbeiten haben 2017 begonnen. Die Fassaden der Weberei sowie der Spinnerei stehen unter Denkmalschutz. Ebenso die Fenster und das Dach. Die Transformierung trägt die Handschrift der Meier & Hug Architekten aus Zürich.

Erste Etappe: Im Gebäude der ehemaligen Weberei sind Fabriklofts und Wohnungen mit markanten, fast «schwebenden» Balkonen entstanden. Einige Einheiten bieten durch ihre Grundrisse einen Blick in drei Himmelsrichtungen. Auf Wunsch der Besitzer können die Wohnungen mit unterschiedlichen Grundrissen individuell ausgestaltet werden. «Im frühen Baustadium ist es je nach Käuferwunsch möglich, die Raumeinteilung zu verändern und aufzuteilen», erklärt Dieter von Ziegler. Sei dies, indem man Wände entfernt oder zusätzliche einzieht. Das sei auch in einem späteren Zeitpunkt möglich.

Raumhöhen bis zu vier Metern
«Aus diesem Grund bauen wir die Wohnungen auch nicht von Beginn zu Sechseinhalb-Zimmer-Wohnungen aus, da man sie in dieser Grösse ideal aufteilen kann.» Im standardmässigen Ausbaumodus kommt der Industrie- oder Loft-Charakter mit Raumhöhen bis zu fast vier Metern, den charakteristischen Säulen und den grossen Fenstern am besten zum Vorschein. Beim Innenausbau zeigen der Bauherrschaft bei der Weberei wie bei der Spinnerei die bestehenden Mauern Grenzen auf. Die alten Säulen haben keine statischen Funktionen mehr. «Wir hätten sie entfernen können. Doch wir beliessen sie als dekoratives, wichtiges Element, welches den Industriecharme und die Zeitepoche unterstreicht. Ebenso die ursprünglichen Deckenträger, die in Sachen Statik keine Rolle spielen», betont Dieter von Ziegler. Die ersten Wohnungen – von der Attikawohnung zur grosszügigen Stirnwohnung – konnten im September 2019 bezogen werden. Im Erdgeschoss stehen auch Gartenwohnungen und Atelierräume zum Verkauf. Der Verkaufspreis des Gros der Wohnungen liegt zwischen fünf- und sechstausend Franken pro Quadratmeter.

Mittlerweile nimmt der Neubau der zweiten Etappe Gestalt an. Wo einst eine grosse Lagerhalle stand, entsteht unter der Bauherrschaft der Pensionskasse Thurgau ein L-förmiges Gebäude mit 76 Mietwohnungen und im Erdgeschoss Gemeinschaftsräume und Ateliers. Dieser Bau bildet den nordwestlichen Abschluss des Projekts. Der Spatenstich für die «Öffnerei» fand im Sommer 2018 statt. 2020 soll das Gebäude bezugsbereit sein.

In Sachen Akustik und Wärmedämmung auf neustem Stand
Nach dem Vorbild der Weberei wird in einer dritten Etappe die ehemalige Spinnerei zu Lofts umgebaut. Sie werden in Sachen Akustik und Wärmedämmung auf den neusten Stand gebracht. Es ist das zweite historische Gebäude mit seiner denkmalgeschützten Fassade. Das Geschoss mit den hohen Gewölbedecken wird, analog zur Weberei, zu Ateliers, Büro- und Gewerberäumen transformiert. Durch den Neubau der angrenzenden «Passarelle» an die Spinnerei entstehen bis Ende 2021 insgesamt sechzig Wohneinheiten. Die Neubauten übernehmen die äusseren architektonischen Hauptelemente von den Altbauten und ergänzen diese. Im Zentrum des Areals öffnen sich für die Bewohner Hofräume. Für die Beheizung der Bauten kommt eine Kombiheizung mit achtzig Prozent Holzschnitzel (geliefert von der Ortsgemeinde Mels) und erneuerbarer Energie sowie zwanzig Prozent Gas zum Einsatz.

Die abschliessende Etappe von «Uptown Mels» bildet der Neubau des Wohngebäudes «Färberei», direkt auf der Hangkante. Zum Abschluss des Vorhabens soll die Fabrikantenvilla renoviert werden. Nach Abschluss des Grossprojekts werden rund 500 Personen in «Uptown Mels» leben, welches neu «Stoffel Mels» heisst. ■

Fakten zum Projekt «Uptown Mels», Mels

Idee / Nutzung

Von der Industriebrache zum Wohnquartier

Lage

Fabrikstrasse, 8887 Mels

Projektprogramm

220 Eigentums- und Loftwohnungen / Mietwohnungen

Grundstücksfläche

4000 m2

Nutzfläche

28 000 m2

Wohnfläche

Zwischen 60 und 200 Quadratmeter

Termine

«Weberei»: Bezug seit Herbst 2019 «Neue Öffnerei»: Bezug Sommer 2020 «Spinnerei»: Bezug Herbst 2021 Neubau «Färberei»: Bezug voraussichtlich Mitte 2022

Investitionsvolumen

150 Millionen Franken (für die vier Etappen)

Bauherrschaft

Alte Textilfabrik Stoffel AG, Mels

Architektur

Meier & Hug Architekten, Zürich

Kontakt

Alte Textilfabrik Stoffel AG Daniel von Ziegler Telefon +41 (0) 81 720 35 45

Web

www.uptownmels.ch

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