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Die Flächen im Erdgeschoss (wieder) genutzt werden

Ticino, Oktober 2021

DER UMBAU VON FLÄCHEN IM ERDGESCHOSS IST EIN THEMA DER STADTENTWICKLUNG, JETZT INSBESONDERE AUFGRUND VON SCHLIESSUNGEN UND EINSTELLUNGEN VON AKTIVITÄTEN aufgrund der PANDEMIE. WIE KÖNNEN GEWERBEFLÄCHEN IN STADTZENTRUM oder GEMEINDEN REVITALISIERT WERDEN? COWORKING KÖNNTE EINE LÖSUNG SEIN? ODER WÄRE ES BESSER, MEHR UNTERKUNFT IM ZENTRUM ZU SCHAFFEN? EINE ÜBERSICHT UNTEN.

Flächen im Erdgeschoss in Schweizer Städten, in mittelgrossen Zentren oder in kleineren Gemeinden haben leider eine besondere Bestimmung – mit Ausnahme von begehrten privilegierten Lagen. Experten zufolge hat sich die Bestimmung dieses Raumtyps nicht erst nach der jüngsten Pandemie deutlich geändert. Wo einst Restaurant, Café oder Friseur, Metzgerei oder inhabergeführter Modeladen war, klafft heute oft eine riesige Lücke.

Was die Forschung sagt
Nicole Hartmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Innenarchitektur (IIA) der Hochschule Luzern (HSLU), untersucht, wie man diesen besonderen Raum optimal nutzen kann. Mit dem Projekt «PARTERRE» untersucht er – gemeinsam mit seinen Kollegen Markus Gmünder, Christoph Hanisch und Katharina Kleczka – «wie man die Räume im Erdgeschoss am besten, aber von innen her umbaut». „Die Erdgeschosse sind nicht nur für das Gebäude, sondern auch für den Stadtraum wichtig“, so Hartmann. Durch die Neuordnung des Einzelhandels und den stetig steigenden Online-Verkauf von Produkten hat sich die Nutzung dieser Erdgeschossflächen jedoch stark verändert. Eine Rolle spielten laut Hartmann aber auch Veränderungen gesellschaftlicher und kultureller Werte sowie Veränderungen rechtlicher Rahmenbedingungen. Das Projektteam hob einige konkrete Beispiele hervor, beispielsweise in der portugiesischen Stadt Porto, wo KMU und Start-ups die Innenstadtviertel mit originellen Ideen und innovativen Lösungen belebt haben. Oder in der Stadt Luzern, wo mangels internationaler Touristen eine deutliche Zunahme leerer Geschäfte und leerstehender Gewerbeflächen zu verzeichnen ist.

Eine Lösung: Pop-up-Shops
Das Unternehmen Pop-up-Shops von Gründer und CEO Chalid A. El Ashker interessiert sich für diese Leerstände. Mit ihrem «Online-Markt» bietet sie Mietflächen in Baden, Brugg oder Dietikon an. Die Internetplattform des Start-ups mit Sitz in Zollikon verbindet Eigentümer von Gewerbeflächen oder Showrooms mit Interessenten, die eine Fläche befristet mieten möchten. Auch die Vertrags- und Mietzahlungen dieser Pop-up-Shops werden online abgewickelt. Die Interessengruppen sind zum einen die Eigentümer von Flächen und zum anderen die neuen Marken, Unternehmen, Designer oder Künstler, die eine Fläche benötigen, um ihre Produkte auszustellen. „Egal welche Flächen wir optimieren, wir optimieren den Vermietungsprozess“, sagt El Ashker, dessen Geschäftsidee nicht an den Schweizer Grenzen endet. Hinzu kommen internationale Gewerbeflächen, wie in Deutschland, Großbritannien oder den USA, von denen sich viele im Erdgeschoss befinden.
kein Grundstück eines Gebäudes. Laut El Ashker bietet die Plattform mehrere Vorteile in einem: Sie erhöht die Verfügbarkeit von Flächen für Geschäfte und fördert die lokale Wirtschaft, indem sie sowohl neue als auch aufstrebende Unternehmen unterstützt, ohne die bereits etablierten zu vergessen. In der Schweiz zählt Pop-up Shops SBB, Schweizerische Post, Migros, SPG Intercity und Wincasa zu seinen Kunden.

Flexible Büroräume in der Nähe Ihres Zuhauses
Leere Gewerbeflächen im Erdgeschoss in Schweizer Gemeinden und Städten können je nach Verwaltungs- und Planungsvorschriften zu Büros sowie Einzelhandelsgeschäften umgebaut werden. Einer der jüngsten "Coworking Spaces" wurde von Village Office eröffnet, einem Unternehmen, das mehrere hundert Coworking Spaces in der ganzen Schweiz schaffen will. Derzeit sind es über 80, die sich in Aarau, Bottighofen, Frauenfeld, Luzern, Laax, Nyon und Davos befinden, um nur einige zu nennen.

Als Genossenschaften konzipiert und gegründet, wollen sie neue Arbeitsformen fördern und ein ganzes Netzwerk von „Coworking Spaces“ aufbauen. «Gleichzeitig schaffen wir auch Verbindungen zwischen Gemeinden, Unternehmen, Grundstückseigentümern und Coworkern», sagt Jenny Schäpper-Uster, die 2015 und 2016 die neue Unternehmensform Coworking Switzerland und Village Offices mitgegründet hat. „Unsere Vision ist, dass bis 2030 jede Person in der Schweiz in 15 Minuten den nächsten ‚Coworking Space‘ erreichen kann. Auf diese Weise reduzieren wir die Verkehrsbelastung, steigern die lokale Wertschöpfung und tragen durch kürzere Arbeitswege zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen bei ».

„Stadtzentren revitalisieren“
Nicole Hartmann, Innenarchitektin der HSLU, schlägt eine weitere Lösung vor, um Erdgeschossflächen in urbane Räume umzuwandeln: Wohnraum schaffen. „Abhängig von den vorhandenen Grundrissen, den Höhen der Räume, der Fassaden, der Ausstattung und der Raumformen sollte das Ziel sein, urbane Zentren zu beleben“, erklärt er. Es würde auch bedeuten, Städte für neue Einwohner wieder attraktiv und lebenswert zu machen. In der Schweiz hat es eine Vertreibung von Menschen in die moderneren und moderneren Vororte gegeben. "Wir könnten anfangen, über eine Neudefinition des öffentlichen Raums nachzudenken und einen neuen Trend zu starten, der viele Innenstädte wiederbelebt." Davon ist Hartmann überzeugt.

Dies ist eines der Themen, die im Projekt "PARTERRE" untersucht wurden, sowie die
die Erkenntnis, dass eine Änderung der Bestimmung eines Raums die Lebensqualität der Anwohner beeinträchtigen kann und wie öffentliche und private Räume gestaltet und geteilt werden können. „Das Projekt berücksichtigt das Zusammenspiel verschiedener Stakeholder und entwickelt eine nachhaltige Umnutzungsstrategie für die leerstehenden Erdgeschosse“, sagt Hartmann. Auf die Ergebnisse des Projekts können wir schon jetzt gespannt sein.

Baden – eine Modellstadt
Baden ist mit über 19'000 Einwohnern die drittgrösste Gemeinde des Kantons Aargau und zählt unter den 110 bestehenden zu den Top 5 der Schweizer Wirtschaftsregionen. Hier sind rund 2.500 Unternehmen ansässig, viele davon international. Dank seiner Anbindung an Nah- und Fernverkehrsnetze
Zimmer und die Abgeschiedenheit von nur rund 20 Kilometern von Zürich, der Hauptstadt des Kantons Aargau und der Stadt Waldshut-Tiengen in Deutschland, ist ein regionales Wirtschaftszentrum und auch ein beliebter Wohnort.

Kein Wunder, dass Bauträger Thomas Lütolf von einem sehr geringen Leerstand unter den Geschäften in der Innenstadt spricht: „Nur drei der 220 Flächen stehen derzeit leer“. Damit verzeichnet der Leerstand der Erdgeschosse in der Stadt den niedrigsten Wert seit sechs Jahren – und das trotz der Pandemie durch Covid-19. Auch die Besetzung frei werdender Flächen des Einzelhandels durch Gastronomie und Gastronomie nimmt zu. Unter den Einzelhandelsgeschäften sogar einige mit neuen Konzepten und andere bereits getestet. Ein Beispiel ist Ohne.ch an der Stadtturmstrasse 15, das faire und nachhaltige Lebensmittel ohne Verpackung anbietet. Oder die renommierte und sehr bekannte Konditorei Sprüngli, die im Bahnhof Baden eine Filiale eröffnet hat.

Und beim Thema Pop-up-Shops sieht Lütolf mehr Chancen als Risiken: „Pop-up-Shops sind in Baden keine Unbekannte“. Dieser Trend werde sich seiner Meinung nach langfristig fortsetzen und dank der aktiven Kunst- und Kulturszene der Stadt könne er schnell und unkompliziert Freiräume besetzen. Lediglich beim Mietniveau ist ein leichter Abwärtstrend zu erkennen. „Das macht es aber wiederum für andere Anbietergruppen in diesem Segment attraktiv“, sagt Lütolf.

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