Das Luzerner Wesemlin-Quartier macht’s vor, Energiewende gemeinsam meistern!
Das Luzerner Wesemlin-Quartier setzt ein Zeichen für gemeinschaftliche Energiewende: Statt auf Einzellösungen setzt das Quartier auf eine kollektive Energiestrategie. Mit Unterstützung der Hochschule Luzern (HSLU) gestalten die Anwohnerinnen und Anwohner ihre zukünftige Energieversorgung gemeinsam, um fossile Heizungen durch nachhaltige Alternativen zu ersetzen.
Trotz vorhandener Technologien und Fördermassnahmen ist die Umstellung auf klimaneutrale Heizformen in der Schweiz noch immer eine Herausforderung. Vor allem hohe Investitionskosten und Unsicherheiten über die beste Technologie hemmen viele Eigentümer. Hier setzt das Luzerner Quartier Wesemlin an: In einem Kooperationsprojekt mit der HSLU sollen gemeinschaftliche, massgeschneiderte Heizlösungen entwickelt werden, die über Einzelaktionen hinausgehen und den gesamten Stadtteil in die Energiewende einbeziehen.
Das QUBE-Projekt – Ein Modell für Veränderung
Das Forschungsprojekt QUBE der HSLU und Innosuisse basiert auf der Annahme, dass gemeinschaftliche Heizlösungen mehr erreichen als isolierte Massnahmen. Das transdisziplinäre Team entwickelte eine Methode zur Begleitung solcher Veränderungsprozesse, die technische und soziale Faktoren gleichermassen berücksichtigt. Im Wesemlin-Quartier fand das Pilotprojekt eine perfekte Testumgebung: Anwohnerinnen und Anwohner, Behörden und Expertenteams arbeiteten zusammen, um klimaneutrale Energiequellen zu etablieren. «Nur durch die Einbindung aller Akteure können wir tragfähige und angepasste Lösungen für die lokale Energiewende finden», betont Prof. Alexa Bodammer von der HSLU.
Gemeinschaftliches Know-how als Antriebskraft
Anfangs ungewohnt, brachte der offene Austausch im Wesemlin-Quartier entscheidende Fortschritte. Die Anwohnerinnen und Anwohner konnten eigene Ideen, Erfahrungen und Bedenken einbringen, während das Forschungsteam die fachliche Moderation übernahm und technische Analysen einfliessen liess. Wirtschaftspartner und Behörden unterstützten die Planung, boten Daten an und halfen bei der Klärung von Fördermöglichkeiten. «Kooperative Projekte schaffen Lösungsmöglichkeiten, die durch Einzellösungen nie erreicht würden», erklärt Stefan Mennel vom Institut für Gebäudetechnik und Energie IGE.
Energiewende als Gemeinschaftsaufgabe
Das Projekt QUBE zeigt eindrücklich, dass technische Innovationen allein die Energiewende nicht bewerkstelligen können. Eine nachhaltige Veränderung gelingt nur, wenn die Anwohnerinnen und Anwohner mitgestalten und die Lösungen gesellschaftlich akzeptiert sind. Durch Workshops, Infoveranstaltungen und Netzwerktreffen wurden technische und soziale Kompetenzen gebündelt, um eine umsetzbare und akzeptierte Energiestrategie für das Wesemlin-Quartier zu entwickeln. «Diese gemeinschaftliche Herangehensweise wirkt als Multiplikator für den Wandel», so Bodammer.
Wissensaufbau und Netzwerkbildung als Hebel für den Erfolg
Die Zusammenarbeit mit Fachleuten und Behörden führte zu einem grossen Wissenszuwachs auf individueller Ebene. Heute sind die Quartierbewohnerinnen und -bewohner gut gerüstet für Gespräche mit technischen Anbietern und Energielieferanten. Für Daniel Bolliger, Anwohner und Forscher am iHomeLab der HSLU, zeigt das Projekt den Wert des gemeinsamen Engagements: «QUBE hat den Zugang zu relevanten Akteuren und Energieanbietern eröffnet – eine Chance, die Einzelpersonen sonst nicht bekommen hätten.»
Ein Modell für die Zukunft
Die im Rahmen von QUBE entwickelten Konzepte für die Quartier-Energiewende sind vielseitig einsetzbar. Die Methodik zur Begleitung und Moderation kooperativer Prozesse bietet eine Blaupause für ähnliche Projekte in anderen Quartieren und Städten. Laut Stefan Mennel ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Schlüssel: «Nur durch Disziplinen übergreifende, kooperative Zusammenarbeit lässt sich sicherstellen, dass alle Beteiligten richtig verstanden werden.» Dies gilt sowohl innerhalb des Projektteams als auch im Dialog mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Quartiers. Mit dem QUBE-Projekt wurde gezeigt, dass eine nachhaltige, gemeinschaftlich getragene Energiewende möglich ist – ein Modell für die Zukunft.