«Innovative Energiekonzepte auf der Überholspur»
Innovationen haben es bekanntlich in der Umsetzung schwer, weil sie vielfach durch administrative Schwerfälligkeit ausgebremst werden. Gesetzliche und normative Regeln hinken dem aktuellen Stand der Systemtechnik hinterher und bilden zusammen mit den verwaltenden Institutionen eine hohe Hürde zur Erreichung von übergeordneten Leitzielen.
Eine vorausschauende Planung hat beim Bau des Neubauprojekts «SisCampus» ein interessantes Energiekonzept ergeben. Ziel war, ein umwelt- und klimaschonendes Konzept umzusetzen. Die Bauherrschaft hat sich für ein Konzept entschieden, das sich an dieser Zielsetzung orientierte. Das Hauptrisiko lag im neuzeitlichen Ansatz, und das ohne Abstützung auf Erfahrungswerte. So konzentrierte man sich in erster Linie nicht an effekthaschenden Elementen, wie z.B. sichtbarer Fotovoltaik als Label für ein nachhaltiges Klimaimage.
Im Kern der Innovation standen die Nutzung und Speicherung von natürlich vorhandenen Energieressourcen. Dazu wird die Sonnenenergie und das Grundwasser als Wärme- respektive Kühlquelle in optimaler Abstimmung genutzt. Die bauliche Voraussetzung lag in der Schaffung einer adäquaten Speichermöglichkeit. Dazu wurde die gesamte Baumasse als Speicher definiert und mit thermoaktiven Bauteilen, sogenannten TABS, ausgerüstet. Diese sorgen für eine optimale Temperaturverteilung im gesamten Massenspeicher bei einer Vorlauftemperatur von < 30 Grad.
Mit dem Einsatz einer elektrochromen Fassadenverglasung (SageGlas) als primäres Steuerelement können Energieverbrauch, Tageslicht und Blendung dynamischen beeinflusst werden. Dabei lässt sich der Energiedurchlass von Sonnenenergie im Faktor 10 (G-Wert 0.03-0.35) einfach regeln. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass am Standort mit starkem Föhneinfluss auf weitere traditionelle Sonnenschutzlösungen wie Jalousien oder Wärmeschutzeinrichtungen verzichtet wurde.
Ein Kernelement im Klimakonzept ist die Lüftung. Auf energieverzehrende Klimaanlagen und Aktivlüftungssysteme wurde verzichtet. Lüftungsanlagen findet man nur im Gastrobereich in der Küche, im Restaurant und in den Hotelzimmern. Der Bürobereich wird von Hand belüftet und mittels motorisierter Fensterflügel stossgelüftet.
Mit diesen Kernelementen konnte das ganzjährige Klimaziel von 22-26 °C bei einer Luftfeuchtigkeit von 35-60 % erzielt werden. Der Investitionsaufwand für Heizen und Kühlen liess sich räumlich und systemtechnisch um mehr als >60% reduzieren.
Mittels einem aussagekräftigen Monitoring wird das Raumklima laufend aufgezeichnet. Der Energiebedarf liegt aktuell bei ca. 8 W/m2 und wird im Sommer 2022 nach 2-jährigem Betrieb erstmals umfassend validiert.